Kunststoffabfälle trennen?

18.07.2018

Warum sollen Kunststoffabfälle getrennt gesammelt werden und was haben wir davon?

Kunststoffabfälle können von der Abfallwirtschaft nahezu vollständig verwertet werden. Stofflich ca. 47 % und energetisch rund 53 %. Wesentlich für die Verwertung ist allerdings, dass der wertvolle Rohstoff getrennt gesammelt wird. Kunststoff im Restabfall ist wertlos! Er verursacht Kosten und kann weder stofflich noch gezielt energetisch verwertet werden.

Ziel der Europäischen Union ist, dass bis 2030 alles was an Plastikverpackungen in den Kreislauf gebracht wird, recyclebar ist. Ein sehr ambitioniertes - aber machbares Ziel. Diese Maßnahme ist ein Teil der Strategie, welche von der EU-Kommission zur Verringerung der Verschmutzung durch Kunststoffabfälle ins Leben gerufen worden ist. Dadurch soll die Umwelt und in weiterer Folge auch Mensch und Tier geschützt werden.

Warum brauchen wir „Schutz“ vor Plastik?

Laut der Meerschutzorganisation Oceana werden stündlich rund 675 Tonnen Müll direkt über das Meer entsorgt. Das entspricht in etwa 30 Schiffscontainer. Kunststoffsackerl, Kanister und PET-Flaschen machen laut einer Studie des UNEP (United Nations Environmental Programm) rund 80 % der gesamten Abfälle im Ozean aus. Diese Form der Verschmutzung ist höchst problematisch. Alleine der Plastikmüllteppich im Pazifischen Ozean ist mittlerweile 20-mal größer als Österreich. Der Eintrag erfolgt über  Abwässer, Fischfang, Schiffe und direkt über die Strände.

Ein nicht unwesentlicher Anteil davon ist primäres Mikroplastik welches bewusst für Gebrauchszwecke produziert worden ist. Unter diese Fraktion fallen alle Teilchen mit einem Durchmesser kleiner 5 mm. Vor allem in Kosmetikprodukten wie Zahnpasta, Schampoo oder Gesichtspeeling wird dieses verarbeitet. Aber auch durch Wäsche waschen entsteht Mikroplastik. Bei jedem Waschgang einer 500 Gramm Fleecejacke werden bis zu 2.000.000 Kunststofffasern ins Abwasser eingeleitet.  Eine Stadt in der Größenordnung von Berlin (ca. 3,5 Mio. Einwohner) entsorgt so täglich eine riesige Menge an Mikroplastik über den Abfluss, was ca. 540.000 Plastiksackerl entspricht.

Sekundäres Mikroplastik entsteht durch den Zerfall von Kunststoffabfällen. Eine PET-Flasche oder eine Wegwerfwindel benötigen rund 450 Jahre bis sie sich im Ozean zersetzt haben. Bei einer Plastiksackerl sind es 10 - 20 Jahre während ein Zigarettenstummel bis zu 5 Jahre bestehen bleibt. Zersetzt bedeutet aber nicht gleich, dass das Plastik vollkommen abgebaut ist. Nach derzeitigen Erkenntnissen sind Mikroorganismen nicht in der Lage Kunststoffe komplett abzubauen.

Der Zersetzungsgrad wird von Faktoren wie UV-Licht, Salzwasser, Wellenbewegung oder Wind beeinflusst. Durch diesen Abbauprozess entsteht sogenanntes sekundäres Mikroplastik, was in weiterer Folge von den Meereslebewesen aufgenommen wird. Das heißt für uns: Kunststoffe, welche unsachgemäß im Meer entsorgt werden zerfallen zu mikroskopisch kleinen Partikel. Diese werden von kleinen Meeresbewohnern gefressen, welche ihrerseits von Fischen gefressen werden, welche in weitere Folge auf unseren Tellern landen. Mahlzeit.

Wie wird Kunststoffabfall im Bezirk Vöcklabruck gesammelt und verwertet?

Es gibt verschiedene Systeme. Eins davon ist die Sammlung  von Kunststoffverpackungen in den Altstoffsammelzentren. Die Abfälle werden in unterschiedliche Fraktionen getrennt. PET, PS/PP, Folien oder Getränkepackerl sind nur ein paar Beispiele. Diese Abfälle können beinahe zu 100 % wiederverwertet und einem stofflichen Recycling zugeführt werden. Wer sich nun die Frage stellt wie zwischen den unterschiedlichen Kunststoffen unterschieden werden kann, muss nur nach der kleinen dreieckförmigen Markierung samt Kennzahl (meist am Unterboden) suchen. Durch diese ist die Zuordnung der Kunst- und Verbundstoffe einfach. 1 steht beispielsweise für PET, 2 für HDPE (Hohlkörper wie Shampooflaschen), 5 und 6 für PP und PS was beispielsweise Joghurtbecher beinhaltet  oder 4 LDPE/LLDPE was alle Formen von Folien abdeckt.

Eine weitere Möglichkeit ist der Gelben Sack. Hier erfolgt die Sammlung von Kunststoff-, Holz-, Textil- und Metallverpackungsmaterialien über ein Holsystem. Diese Rohstoffe werden maschinell sortiert und ca. 40 % der stofflichen und 60 % der energetischen Verwertung zugeführt.

Durch die getrennte Sammlung von Kunststoffen wird nicht nur die Umwelt, sondern auch das Geldbörserl  geschont. Während beispielsweise PET- Flaschen im Restmüll Kosten von EUR 290,- pro Tonnen verursachen, bringt die getrennte Sammlung im ASZ Erlöse von rund EUR 600,- pro Tonne. Das kommt in weiterer Folge wieder der Allgemeinheit zugute.

Grundsätzlich gilt aber, dass am einfachsten gegen den Kunststoffabfall vorgegangen werden kann, wenn dieser erst gar nicht die Umwelt gelangt. Allein bewusster einkaufen kann den Unterschied ausmachen. Neben Mehrweg-Einkaufstaschen sind auch Stoffbeutel für Obst und Gemüse, welches abgewogen werden muss, eine gute Idee. Auch der Verzicht von Coffe-to-go Bechern und Wasser aus Einweg-PET-Flaschen bringt einen enormen Mehrwert für die Umwelt mit sich.